Hypermedia-Texte II: Übersicht
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Wie wird man ein guter Linker? Alternativen beim Umgang mit Hyperlinks
Bei der Gestaltung von Hypertexten müssen Autoren im Umgang mit Links drei Aufgaben lösen:
- Link-Kennzeichnung: Der Autor muss bestimmte Objekte am Bildschirm als Links kenntlich machen. Welche Objekte als Linkanzeiger fungieren und wie diese gekennzeichnet werden können, ist in Abschnitt 2 skizziert.
- Link-Explikation: Der Autor muss deutlich machen, was passiert, wenn ein Link aktiviert wird; d.h. er muss die Wahloptionen für den Nutzer semantisch und funktional transparent machen. Die wichtigsten Stragtegien dazu sind in Abschnitt 3 beschrieben.
- Link-Positionierung: Der Autor muss die Links im Hypertext-Modul an der richtigen Stelle platzieren; welcher Ort der für das Kommunikationsziel angemessene ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab; einige davon werden in Abschnitt 4 besprochen.
Für jede Aufgabe stehen Lösungsalternativen zur Verfügung. Ein guter Hypertext-Autor muss ein guter Linker sein, in einem medienbezogenen neuen Wortsinn: Er muss die Wahlmöglichkeiten kennen und diejenigen auswählen, die für einen gegebenen kommunikativen Zweck am besten geeignet sind. In den Stilratgebern fürs WWW finden sich hierzu Tips und Regeln, die in 5. zusammengestellt und bewertet sind. (Ausgewertet wurden: Lynch & Horton 1997, Pfaffenberger 1997, Degener 1998). Um die Alternativen überhaupt verdeutlichen zu können, werden wir im folgenden Abschnitt jedoch zunächst das Konzept des Links präzisieren.
1. Was ist ein Hyperlink?
Das Konzept des Hyperlinks wird gerne über das Konzept des Verweises eingeführt, das aus gedruckten alphabetischen Nachschlagewerken bekannt ist. Tatsächlich haben Links und Verweise manches gemeinsam: Sie haben ein Verweisziel, an dem weitere Informationen zu den am Verweisort behandelten Inhalten abgerufen werden können. Sie haben für den Rezipienten Angebotscharakter, d.h. sie können, müssen aber nicht verfolgt werden. Nicht zuletzt können sowohl Verweise als auch Links ins Leere laufen, d.h. auf ein Ziel zeigen, das nicht oder nicht mehr auffindbar ist.
Die Analogie sollte aber nicht zwei wichtige Unterschiede zwischen Links und Verweisen verdecken:
- Links sind notwendig: Man kann sich gedruckte Nachschlagewerke ohne Verweise vorstellen, Hypertexte ohne Links sind undenkbar. Dies gilt besonders für Struktur-Links, die zu den jeweils zentralen Dreh- und Angelpunkten der zugehörigen Site führen. Module, die nicht durch Struktur-Links an Start-oder Überblicksseiten angebunden sind, können auch von Suchmaschinen nicht gefunden werde. Sie bleiben ohne Bezug zu einem übergreifenden Ganzen, man spricht auch von "Waisen" (orphan pages).
- Links sind appellativ: Bei Hyperlinks ist die Verweisverfolgung automatisiert, das Linkziel muss also weder selbst erschlossen noch durch Hin- und Herblättern aufgefunden werden. Ein Link kann durch einen einfachen Mausklick schnell aktiviert werden, was die Wahrscheinlichkeit der Verweisverfolgung erhöht. Linkanzeiger besitzen eine stark appellative Kraft für den Nutzer, der vor dem Monitor sitzt und diesen mit der Maus in der Hand auf mögliche Absprungstellen erkundet.
Auch bei der Präzisierung des Link-Konzepts muss die Ebene der konzeptionellen Datenmodellierung unterschieden werden von der Ebene der Präsentation und Interaktion.
Auf der Ebene der konzeptionellen Datenmodellierung sind Links Objekte, die sich durch drei Eigenschaften charakterisieren lassen: Link-Ursprung, Link-Ziel und Verknüpfungstyp.
- Ursprung und Ziel müssen obligatorisch durch eine eindeutige Adresse gekennzeichnet sein. In HTML wird der Ursprung durch ein spezielles Sprachelement, das Ziel durch einen URL gekennzeichnet.
- Der Verknüpfungstyp kann unspezifiziert bleiben oder kann weiter durch Attribute semantisch und funktional expliziert sein.
Auf der Ebene der Ebene der Präsentation und Interaktion, die hier im Vordergrund steht, sind Links auf dem Bildschirm als Linkanzeiger repräsentiert. Linkanzeiger sind Objekte, die das Linkziel am Bildschirm sichtbar machen, wenn sie in bestimmter Weise aktiviert werden. (Kuhlen 1991, S.16) unterscheidet dabei drei Anzeigemodi: der ersetzenden, der parallelen und der eingebetteten Anzeige.
- Links mit eingebetteter Anzeige (sog. "Pop-ups") bieten sich an für alle Informationen, die dem Rezipienten behilflich sein können, die im aktuellen Aufmerksamkeitsbereich stehende Textpassage besser zu verstehen; also z.B. für Definitionen zu im Text verwendeten Fachausdrücken, für Beispiele, die einen Argumentationsverlauf stützen, für Fußnoten, Literaturangaben und Veranschaulichungen.
- Links mit paralleler Anzeige bieten sich an, wenn der Vergleich zweier Module Verständnis und Erkenntnis fördert; Beispiele sind das Nebeneinander von Text und Variantenapparat in kritischen Editionen oder das Nebeneinander von Gedichtinterpretationen und interpretiertem Text.
- Links mit ersetzender Anzeige bieten sich an, wenn der Rezipient das aktuelle Modul für unbestimmte Zeit nicht mehr benötigt, sondern seinen Weg auf dem neuen Modul fortsetzt. Sie eignen sich für Struktur-Links oder für Inhalts-Links in Linksammlungen, die als eine Art Web-Bibliografie genau dazu gedacht sind, den Rezipienten zu interessanten Dokumenten zu einem Thema zu führen und ihn dort ungestört weiterstöbern zu lassen.
Die technischen Voraussetzungen des Web haben bislang die ersetzende Anzeige zum dominierenden Modus gemacht. Da bei der ersetzenden Anzeige das Ausgangs-Modul verlassen wird, ist die Explikation des Linkziels hier besonders wichtig. Gerade im WWW, in dem ja oft längere Zeit vergeht, bis sich das Linkziel am Bildschirm aufgebaut hat, kann eine Vorabinformation zu Funktion und Semantik des Links dem Rezipienten unnötiges Warten ersparen. Wenn auf der Ebene der semantischen Datenmodellierung der Linktyp spezifiziert ist, kann der Linktyp automatisch eingeblendet werden. Da HTML die Typisierung von Links jedoch nicht unterstützt, müssen die Autoren zur Link-Explikation entweder auf die Linkträger selbst oder auf manuell beschriftete Link-Etiketten (s. Abschnitt 3) zurückgreifen.
2. Varianten der Link-Kennzeichnung
Die wichtigsten Typen von Linkanzeigern im WWW sind Textsegmente (Wörter oder Wortgruppen), Grafiken, animierte Grafiken (animated gifs) und sensitive Grafiken (image maps).
2.1. Textsegmente (Wörter oder Wortgruppen)
In HTML werden Textsegmente, die als Linkanzeiger markiert sind, vom Browser durch farbliche und typografische Eigenschaften kenntlich gemacht. Die ersten Browsergenerationen kennzeichneten Linkanzeiger durch blaue Einfärbung und Unterstreichung. Inzwischen können sowohl Typografie als auch Farbe beeinflusst werden, und zwar sowohl vom Autor (über HTML-Kodierung) als auch von Rezipienten (über Browsereinstellungen).
Es gibt zwei Verfahren zur Einbindung textueller Linkanzeiger in einen größeren Textabschnitt:
- Beim textintegrierten Verfahren ist der Linkanzeiger Segment eines fortlaufenden Textes mit einer dreifachen Funktion: er trägt erstens in regulärer Weise zur Textbedeutung bei; er ist zweitens als Linkanzeiger markiert und er leistet drittens einen Beitrag zur Linkexplikation.
- Beim metakommunikativen Verfahren wird die Steuerungsfunktion des Linkanzeigers thematisiert, wobei die Absprungstelle oft als Ort auf dem Bildschirm konzeptualisiert ist, auf den mit dem deiktischen Ausdruck "hier" (im engl. "here") explizit gezeigt wird.
2.2. Grafiken (Icons)
Grafische Linkanzeiger ("icons") werden vor allem für die Navigationsleisten genutzt, d.h. für die Bildschirmbereiche, in denen Linkanzeiger zu den wichtigsten Rubriken einer Site aufgelistet sind. Viele Grafiken haben im WWW eine konventionalisierte Bedeutung, so haben sich z.B. die Lupe für site-interne Suchdienste, Grafiken mit Haus für den Link zur Homepage der Site eingebürgert.
2.3. Animierte Grafiken (animated gifs)
Neben statischen Grafiken gibt es auch sog. animierte Grafiken: Briefe, die sich in steter Wiederholung in einen Briefkasten werfen und als Links zur Emailadresse des Sitebetreiber führen; Werbeflächen, die nach dem Prinzip der Bandenwerbung beim Sport wechselnde Aufschriften tragen, die mit der Homepage des beworbenen Produkts verlinkt sind. Animierte Grafiken, ob als Linkanzeiger oder als reine "Schmuck"-Objekte, sind gerade auf privaten Homepages sehr beliebt, vermutlich, weil sie den Monitor dem Fernsehbildschirm ein Stück näher bringen.
2.4. Sensitive Grafiken (image maps)
Sensitive Grafiken sind statische oder animierte Grafiken, deren Teile (Punkte oder Regionen) als Linkanzeiger definiert werden können. Wo die Absprungstellen konkret liegen, muss der Nutzer selbst entdecken, indem er mit der Maus über die Grafik fährt und auf Veränderungen in der Anzeige des Mauszeigers achtet. Funktional sind sensitive Grafiken vor allem dann, wenn die Analogie zur Landkarte noch greift, d.h. für geografische Übersichten, im übertragenen Sinne für kognitive Landkarten über thematische "Gebiete", für die Darstellung von Ganzheiten, zu deren Teilen man per Mausklick detailliertere Information abrufen kann.
3. Varianten der Linkexplikation
Für die Linkexplikation gibt es drei Möglichkeiten, die wiederum kombiniert werden können.
3.1. Die Explikation wird überwiegend vom Linkanzeiger selbst übernommen
Dies ist meist der Fall bei textuellen Linkanzeigern in Übersichten über Rubriken oder in Inhaltsverzeichnissen oder bei Grafiken in einer Navigationsleiste. Bei Linkanzeigern, die nach dem textintegrierten Verfahren in einen laufenden Text eingebettet sind, trägt natürlich auch der sprachliche Kontext dazu bei, Erwartungen über das Ziel und den Typ des Links aufzubauen. Im Gegensatz zum metakommunikativen Verfahren kommt dem Linkanzeiger jedoch die Hauptlast bei der Linkexplikation zu und häufig ist er mit dieser Aufgabe überfordert, verleitet zu falschen Erwartungen oder bleibt vage. Wer weiß, dass viele Browser auf ihrer Statusleiste den URL des Linkziels anzeigen, wenn man mit der Maus über den Linkanzeiger fährt, kann mit etwas Erfahrung zumindest ersehen, ob es sich um einen internen Link oder um einen externen Link handelt, ob es sich beim Linkziel um eine Text-, eine Bild-, eine Ton- oder eine Videodatei handelt.
3.2. Die Explikation wird überwiegend vom Umtext des Linkanzeigers übernommen
Dies ist v.a. der Fall bei textuellen Linkanzeigern, die nach dem metakommunikativen Verfahren eingebunden sind. Die Formulierungen laufen wie eine Startrampe auf den deiktischen Linkanzeiger zu und erläutern dabei, was passieren wird, wenn der Leser diesen aktiviert, also z.B. "klicken Sie hier, um eine Definition des Terminus zu sehen". Grafiken mit nicht konventionalisierter Bedeutung können durch umliegende Texte erläutert werden, dies empfiehlt sich insbesondere bei Gestaltungskonzepten, in denen Text und Bild in ein sich wechselseitig stützendes Geflecht eingewoben sind.
3.3. Die Explikation geschieht mit Hilfe von Link-Etiketten
Neuere Browser blenden kleine Link-Etiketten ein, wenn der Nutzer mit der Maus über den Linkanzeiger fährt. Der Autor kann die Etiketten so beschriften, dass sich der Rezipient ein genaues Bild über den Typ der Verweisung und die Art des Linkziels machen kann. Link-Etiketten sind besonders nützlich für sensitive Grafiken und für Übersichtsseiten, in denen viele Links auf einem grafischen Gestaltungskonzept untergebracht werden sollen, das durch lange Textblöcke verunstaltet würde. Ihr Vorteil gegenüber dem metakommunikativen Verfahren liegt darin, den Lesefluss nicht zu unterbrechen, sondern die Information zur Linksemantik nur im Bedarfsfall anzuzeigen.
4. Varianten der Linkpositionierung
Die Positionierung von Linkanzeigern hängt von vielen Faktoren ab. Struktur-Links auf Homepages und Strukturübersichten, die mit sensitiven Grafiken arbeiten, werden vornehmlich nach ästhetischen Gesichtspunkten angeordnet. Die gestalterische Kunst besteht darin, die Linkanzeiger in ihrer Begrenzung kenntlich zu machen, ohne das Gesamtbild zu zerstückeln. Links in Navigationsleisten sollten möglichst an prominenter Stelle angelegt werden; aufgrund der Unwägbarkeiten von Bildschirmausstattung und Bandbreite am besten oben oder an der Seite links, da sich Seiten von oben nach unten aufbauen und der Bildschirm im Zweifelsfall unten und rechts abgeschnitten wird.
Für thematische Links, die Themen-Module miteinander verknüpfen, gibt es zwei Alternativen:
- Bei der integrierten Positionierung sind die Linkanzeiger in den laufenden Text eingebunden, sei es durch metakommunikative oder durch textintegrierte Verfahren.
- Bei der separaten Positionierung sind die Links ans Textende oder an den Seitenrand ausgelagert.
Die Wahl zwischen den Alternativen hängt u.a. ab vom Modus, in dem das Zielmodul angezeigt wird (s.o. 1.):
- Bei paralleler und eingebetteter Anzeige ist die integrierte Positionierung unproblematisch, ja geradezu wünschenswert, da sie bei Bedarf - und zwar nur bei Bedarf - ergänzende, erläuternde oder komplementäre Informationen sichtbar macht, ohne das Ursprungs-Modul aus dem Blickfeld zu entfernen.
- Bei ersetzender Anzeige hingegen sollten integrierte Links mit Bedacht gesetzt werden, da die Gefahr besteht, dass der Rezipient seine Lektüre an der Stelle des Linkanzeigers abbricht und zum nächsten Modul wechselt. Dass er das ursprüngliche Modul je zu Ende liest, ist unwahrscheinlich, vor allem dann, wenn es sich um einen externen Link handelt, der zu einer anderen Site führt, die der Nutzer nach weiteren interessanten Links durchsuchen kann. Um derartige "Rotkäppchen-Effekte" zu vermeiden, sollten Links mit ersetzender Anzeige deshalb besser separat positioniert werden. Dies gilt insbesondere für Online-Lernangebote, bei denen der Nutzer die auf einem Modul präsentierten Lerneinheit zur Kenntnis nehmen muss, um überhaupt von weiteren Vertiefungs- und Erkundungsangebote profitieren zu können.
5. Regeln für den Umgang mit Links
Wer die Stilratgeber fürs WWW nach Fragen der Linkgestaltung durchforstet, wird wenig allgemein gültige Antworten finden. Einigkeit herrscht allenfalls darüber, dass die Angemessenheit von Wahlentscheidungen davon abhängt, welche Ziele man mit seinem "Auftritt" im WWW verfolgt, welches Publikum man vorzugsweise ansprechen möchte, mit welcher technischen Ausstattung und welcher Hypertext-Erfahrung man bei diesem rechnen kann und nicht zuletzt, welche zeitlichen, technischen und personellen Ressourcen man selbst zur Verfügung hat.
Einige Regeln zur Link-Kennzeichnung und Link-Explikation gelten relativ unabhängig vom Zweck und vom Adressatenbezug. So ist zwar die Kennzeichnung der Linkanzeiger durch Unterstreichung nicht schön und muss auch nicht unbedingt übernommen werden. Allerdings wird das Mittel der Unterstreichung im WWW so stark mit dem Status eines Linkanzeigers assoziiert, dass auf zurecht davon abgeraten wird, im WWW Textsegmente zu unterstreichen, die keine Linkanzeiger sind.
Als schlechter Stil werden metakommunikative Verfahren zur Link-Kennzeichnung gewertet, insbesondere der Linkanzeiger "hier" in Formulierungen wie "Klicken Sie hier, um eine Definition zu sehen". Der kundige Nutzer möchte nicht durch Metakommunikation vom Inhalt abgelenkt werden. Es gilt als hohe Kunst der Textgestaltung im WWW, die Bedienung des Hypertextes nicht zu thematisieren, sondern das Linkziel durch aussagekräftige, textintegrierte Linkträger zu explizieren. Dass metakommunikative Verfahren der Linkkennzeichnung häufig auf Homepages zu finden sind, die auch andere, für Neueinsteiger typische Stilmerkmale aufweisen, verwundert wenig. Für Nutzer, die selbst noch mit den neuen Rezeptionsformen ringen, ist das metakommunikative Verfahren eine naheliegende Strategie, um den Rezipienten sicher an die Absprungstelle zu führen. Die pauschale Ächtung des Verfahrens sollte aus text- und kommunikationstheoretischer Sicht nicht unkritisch übernommen werden. In einigen Fällen ist das metakommunikative Verfahren das angemessenere, weil explizitere, gerade beim aktuellen Stand des WWW, bei dem etikettierte Links noch nicht von allem Browsern dargestellt werden können.
Icons als Linkanzeiger sind gut verständlich, wenn sich für ihre Funktion bereits webspezifische Konventionen herausgebildet haben. Ansonsten sollten Icons in Navigationsleisten durch ein sprachliches Label gestützt werden.
Möglichst explizite Kennzeichnung von Linkträgern und Linkzielen sind ein Desiderat im Hinblick auf Nutzer, die mit einem mehr oder weniger klar umrissenen Informationsbedarf eine Site besuchen und sich dort mit wenig Zeitaufwand möglichst schnell zurechtfinden möchten. Im Bereich der sog. Hyperfiction und in experimentellen Hypertexten können die Autoren auf die Entdeckerfreude und den Spieltrieb ihrer Besucher setzen und deshalb gerade auf das Nicht-Explizite, die Überraschung setzen. Experimentelle Hypertexte beziehen hingegen ihren Reiz gerade daraus, dass die Linkträger nur vage Erwartungshaltungen über das Linkziel erlauben, und damit, Zeit und Interesse vorausgesetzt, Neugierde beim Rezipienten wecken. Mangelnde Link-Explikation ist also hier gerade das Gestaltungsprinzip.
Die Positionierung von Links ist stark kontextabhängig. Neben der in 4 erwähnten Interdependenz vom Anzeigemodus, hängt die Entscheidung ab von der Zielsetzung, dem anvisierten Publikum, vom Genre und vom Umfang der Präsentation. Eine übergreifende Regel betrifft die Anzahl der zu setzenden Links: Der "forced march" (Pfaffenberger 1997), auf den ein Autor seinen Leser schicken kann, indem er pro Seite nur einen einzigen Link auf die nächste Seite anbietet, gilt als inadäquat. Eine konsequent monosequenziell organisierte Site führt den Rezipienten ja sogar wesentlich stärker am Gängelband als ein monosequenziell organisiertes Buch, bei dem der Leser ja immerhin Seiten überblättern, quer einsteigen, hin-und-herspringen und schon mal das Ende vorwegnehmen kann. Deshalb sollten selbst hypertextualisierte Vorträge und Lerneinheiten Vertiefungs- und Verzweigungsmöglichkeiten anbieten. Wer mit der Konversion keine Mehrwerte gegenüber dem gedruckten Text schaffen kann, sollte auf Hypertextualisierung lieber verzichten und das WWW in seiner Funktion als Datenverteiler nutzen, d.h. das Dokument als E-Text belassen und zum Ausdruck anbieten.
Zum Weiterlesen:
J. Degener: What is good hypertext writing?. WWW-Ressource (1998): http://kbs.cs.tu-berlin.de/~jutta/ht/writing.html.
R. Kuhlen: Hypertext. Ein nicht-lineares Medium zwischen Buch und Wissensbank. Berlin u.a. 1991.
P. Lynch & S. Horton: Yale Style Manual - Interface-Design for the WWW. WWW-Ressource (1997): http://info.med.yale.edu/caim/manual/interface/interface.html.
B. Pfaffenberger: The Elements of Hypertext Style. Boston 1997.
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Hypermedia-Texte II: Linking und Design
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